Belastungsinkontinenz und Stressinkontinenz
Alles über Ursachen, Symptome und Behandlung
Ungewollter Urinverlust beim Lachen, Husten oder Springen ist die unangenehme Begleiterscheinung der Belastungsinkontinenz – auch Stressinkontinenz genannt. Dabei sind es oft die kleinen Momente im Alltag, die uns Kraft geben und unser Leben lebenswert machen: ein lustiger Abend mit Freunden, eine ausgiebige Sporteinheit oder ein langer Spaziergang in der Natur. Wenn Dich bei diesen Aktivitäten plötzliche Blasenschwäche einschränkt, leidest Du vermutlich unter dieser Form der Inkontinenz. Dabei reagiert Deine Blase mit Urinverlust auf Druckerhöhung im Bauchraum. Wir verraten Dir in diesem Artikel, wie es zu einer Belastungsinkontinenz kommen kann und was Du tun kannst, um Deine Beschwerden zu lindern.
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Was ist eine Stress- oder Belastungsinkontinenz?
Wenn von Stressinkontinenz die Rede ist, denkst Du zuerst daran, dass Deine Blase mit ungewolltem Urinverlust auf Stress reagiert? Verständlich ist das schon, allerdings ist der Name Stressinkontinenz irreführend. Daher wird in der Medizin inzwischen häufiger der Begriff der Belastungsinkontinenz verwendet. Aber was genau ist das eigentlich?
Die Belastungsinkontinenz zeichnet sich dadurch aus, dass Betroffene bei körperlicher Betätigung unterschiedlicher Intensität regelmäßig Urin verlieren – und das ohne spürbaren Harndrang. Als Belastung gelten zum Beispiel Lachen, Husten, Niesen, schweres Heben sowie Springen. In anderen Fällen reichen schon Gehen, Aufstehen und Treppensteigen als Belastung für den Körper aus.
All diese Aktivitäten führen zu einer Druckerhöhung im Bauchraum, die der menschliche Harnröhrenschließmuskel im gesunden Zustand abfangen kann. Bei Menschen, die unter Belastungsinkontinenz leiden, ist dieser Muskel geschwächt. Der Harnröhrenschließmuskel kann seiner Aufgabe in Belastungssituationen daher nicht mehr nachkommen. Tropfen- bis schwallartiger Urinverlust ist die Folge. Diese Art der Blasenschwäche betrifft vorwiegend Frauen: Rund 70 % aller Betroffenen sind weiblich.
Schweregrade der Belastungsinkontinenz
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Grad 1: Urinverlust bei schwerer körperlicher Betätigung (Lachen, Niesen, Husten, Heben, Springen)
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Grad 2: Urinverlust bei leichter körperlicher Betätigung (Gehen, Aufstehen, Treppensteigen)
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Grad 3: Urinverlust im Ruhezustand (Sitzen, Liegen)
An welchen Symptomen Du eine Belastungsinkontinenz erkennst
Eine Belastungsinkontinenz macht sich vorrangig durch einen (regelmäßigen) Urinverlust ohne Harndrang bei akuter Belastung des Beckenbodens bemerkbar. Vor allem bei Aktivitäten, die die Anspannung der Bauchmuskulatur erfordern, zeigt sich die Blasenschwäche und verursacht ein unangenehmes Gefühl im Unterleib. Schmerzhaft ist die Belastungsinkontinenz in der Regel nicht. Für erhebliche Einschränkungen im Leben Betroffener sorgt sie trotzdem.
Häufig sind es Mischinkontinenzen, welche die Patientinnen/Patienten belasten – also verschiedene Formen und nicht ausschließliche eine Form der Blasenschwäche. Typisch für die Belastungsinkontinenz ist der ausschließliche Urinverlust eben unter Belastung. Gerade im Ruhezustand, beispielsweise nachts beim Schlafen, werden Betroffene meist nicht gestört.
– Dr. Christian Baumgärtner, Gynäkologe
Wie ist es bei Dir? Wann hast Du das letzte Mal laut gelacht, ohne Dir Gedanken um Deine Blase zu machen? Und erinnerst Du Dich noch daran, wie es war, beim Husten und Niesen nicht gleich Urin zu verlieren? Falls Du diese Fragen auf Anhieb nicht beantworten kannst, bestimmt Deine Blasenschwäche vermutlich schon viel zu lange über Dein Leben. Und damit bist Du nicht allein: Viele Betroffene einer Belastungsinkontinenz nehmen aus Angst vor ungewolltem Harnverlust Abstand von ihrem sozialen Leben und scheuen schon alltägliche Situationen wie das Einkaufen.
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Wie entsteht eine Belastungsinkontinenz?
Der Grund für eine Belastungsinkontinenz ist bei Männern und Frauen der gleiche: Während der Druckerhöhung im Bauchraum bei körperlicher Aktivität kann der Harnröhrenschließmuskel den Urin nicht ausreichend halten. Die Auslöser der Belastungsinkontinenz unterscheiden sich bei Männern und Frauen allerdings. Die weibliche Anatomie bietet grundsätzlich mehr Raum für Veränderungen des Beckenbodens und der innenliegenden Organe, wohingegen der männliche Körper weniger Angriffsstellen aufweist, die eine Belastungsinkontinenz wahrscheinlicher machen.
Ursachen der Belastungsinkontinenz bei der Frau
Im menschlichen Körper sorgt der Beckenboden dafür, dass wichtige Organe an Ort und Stelle gehalten werden. Sie werden gestützt – und das erfordert sowohl eine starke Muskulatur als auch ein starkes Bindegewebe. Gerade im weiblichen Körper kommt es immer wieder zu enormen Belastungen des Beckenbodens, die diesen auf Dauer schwächen und damit eine Belastungsinkontinenz als Folge haben können. Das sind beispielsweise:
Während einer Schwangerschaft und gerade bei der vaginalen Geburt erfährt der weibliche Körper starke Dehnungen. Die Muskulatur und das Bindegewebe im Beckenboden sind mitunter nicht mehr fest genug, um den Verschluss der Harnröhre zu kontrollieren.
Durch den Mangel an Östrogen in den Wechseljahren kann das Bindegewebe im Beckenboden maßgeblich in seiner Elastizität und Stabilität beeinflusst werden. Frauen sprechen häufig von einer zunehmenden Scheidentrockenheit, was wiederum zu einer Blasensenkung und in einem nächsten Schritt zu einer Blasenschwäche führen kann.
Ist das Bindegewebe schon in jungen Jahren geschwächt, kann das Auswirkungen auf die Blasengesundheit haben. Der Beckenboden kann die Organe – so auch die Blase – nicht mehr halten, sodass sie tiefer sinken.
Senkt sich die Blase tief in den Beckenboden, liegt das daran, dass das Bindegewebe und die Muskulatur im Beckenboden erschlafft sind. Andere Organe können nun mehr Druck auf die Blase ausüben, weshalb Frauen nach einer Blasensenkung häufig unter einer Belastungsinkontinenz leiden.
Ein hohes Körpergewicht sorgt für eine andauernde Druckerhöhung im Bauchraum. Diese wirkt sich auch auf die Blase aus, was eine Belastungsinkontinenz bei Übergewicht wahrscheinlicher macht.
Anhaltender Husten verursacht über einen langen Zeitraum hohen Druck im Bauchraum, der wiederum die Beckenbodenmuskulatur beeinträchtigen kann.
Gerade bei häufiger Verstopfung neigen Menschen dazu, beim Toilettengang zu pressen. Das solltest Du allerdings vermeiden, denn dadurch wird der Beckenboden geschwächt.
Wusstest Du schon…?
Von einer Belastungsinkontinenz sind keineswegs nur Frauen und Männer in hohem Alter betroffen. Auch junge Frauen können als Folge von Schwangerschaften und vaginalen Geburten oder aber durch eine erblich bedingte Schwächung des Beckenbodens Blasenschwäche erfahren.
Ursachen der Belastungsinkontinenz beim Mann
Die Wahrscheinlichkeit, dass Du als Mann Erfahrung mit einer Belastungsinkontinenz machst, ist verhältnismäßig gering. Trotzdem besteht die Möglichkeit. Wird Deine äußere Blasenschließmuskulatur – zum Beispiel im Zuge einer Operation an der Prostata – beschädigt, schwächt das Deinen Beckenboden. Das wiederum hat einen Einfluss darauf, ob Dein Urin kontrolliert abgegeben werden kann oder nicht. In diesem Fall können Belastungen, wie Husten, Niesen, Lachen und Springen, also auch bei Dir zu ungewolltem Urinverlust führen. Stellst Du bei Dir diese Beschwerden fest, solltest Du Dich einem Urologen/einer Urologin anvertrauen und Dich einer Untersuchung unterziehen.
Therapie und Behandlung der Belastungsinkontinenz
So unterschiedlich die Auslöser einer Belastungsinkontinenz auch sein können, so unterschiedlich sind auch die infrage kommenden Behandlungsansätze. Um ein Ergebnis zu erzielen, das die Beschwerden der Patientin/des Patienten dauerhaft lindert oder sogar Heilung verschafft, ist eine Therapie der individuellen Beschwerden notwendig. Die Behandlung der Belastungsinkontinenz verfolgt das Ziel, das Schließmuskelsystem von Harnblase und Harnröhre verschlussfähig zu halten – trotz körperlicher Betätigung und Belastung. Die körpereigene Haltestruktur soll durch eine Behandlung bestenfalls unterstützt werden.
Dafür eignen sich je nach Ursache diverse Therapieformen, zum Beispiel:
Durch regelmäßiges Beckenbodentraining werden die Beckenbodenmuskulatur und das Bindegewebe kräftiger. Das kann nicht nur die Beschwerden einer Stress- und Belastungsinkontinenz lindern, sondern diese auch vorbeugen. Beckenbodentraining sollte daher sowohl bei Frauen als auch bei Männern fester Bestandteil der Therapie sein.
Bei Frauen in der Menopause kann eine östrogenhaltige Creme/Ovula zum Einführen in die Scheide verhindern, dass die Vaginalschleimhaut austrocknet oder atrophiert schrumpft. Das verbessert auch die Blasen- und Harnröhrenmuskulatur. Am besten informierst Du Dich bei Deiner Gynäkologin/Deinem Gynäkologen, ob diese Therapieform bei Deiner Belastungsinkontinenz infrage kommt.
Pessare eignen sich insbesondere für Frauen, die mit einer Belastungsinkontinenz des Schweregrades 1 zu kämpfen haben. Das Pessar wird in die Scheide eingeführt und dient den Organen als Stütze. Dadurch kann der Druck auf die Blase besser kompensiert werden.
Es gibt bereits Medikamente, die die Symptome einer Belastungsinkontinenz lindern. Allerdings bekämpfen diese nicht die Ursachen der Blasenschwäche, weshalb Du ergänzend auf gezieltes Beckenbodentraining setzen solltest. Ob der Einsatz von Medikamenten bei Dir ratsam ist, entscheidet Deine Urologin/Dein Urologe oder Deine Gynäkologin/Dein Gynäkologe.
Wie Du die Beschwerden der Belastungsinkontinenz lindern kannst
Unterstützend zu den ärztlich angeratenen Behandlungsschritten kannst Du im Alltag dafür sorgen, Deine Beschwerden zu lindern. Selbst, wenn Deine Belastungsinkontinenz bereits weit fortgeschritten ist, solltest Du Deinen Beckenboden entlasten und ihn regelmäßig entspannen. Damit kannst Du möglicherweise sogar eine Verschlechterung Deiner Symptome verhindern.
Achte dafür im Alltag darauf, genügend zu trinken. Ein blasenschonendes Trinkverhalten sorgt dafür, dass Deine Blase nicht zusätzlich gereizt wird. Auch mit Deiner Ernährung kannst Du Einfluss auf Deine Blasengesundheit nehmen. Wir empfehlen Dir, reizende, blähende und harntreibende Lebensmittel mit Vorsicht zu genießen und stattdessen auf Lebensmittel zu setzen, die beispielsweise viele Probiotika enthalten. Auch in anderen Lebensbereichen zahlen sich kleine Anpassungen aus: Versuche, das Heben schwerer Gegenstände zu vermeiden und generell eine beckenbodenschonende Haltung einzunehmen.
Häufig gestellte Fragen
Bei einer Belastungsinkontinenz verlieren Betroffene ungewollt Urin, sobald sich der Druck im Bauchraum erhöht. Das ist unter anderem bei körperlicher Belastung, wie Springen, Lachen, Husten, Niesen oder Treppensteigen der Fall. Unterschieden wird in drei Schweregrade der Belastungsinkontinenz:
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Grad 1: Urinverlust bei schwerer körperlicher Betätigung
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Grad 2: Urinverlust bei leichter körperlicher Betätigung
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Grad 3: Urinverlust im Ruhezustand
Je nach Schweregrad der Belastungsinkontinenz und individuellem Beschwerdebild der Patientin können schon gezieltes Beckenbodentraining, der Einsatz von Inkontinenz-Pessaren oder Gewichtsabnahme zu einer Besserung der Blasenschwäche führen. Als konservative Therapieform kommt außerdem eine fraktionierte vaginale Lasertherapie infrage. Sind bereits alle Therapieoptionen ausgeschöpft, ohne dass die Beschwerden gelindert wurden, können Ärztinnen/Ärzte auch eine Operation in Erwägung ziehen.
Ähnlich wie viele andere Inkontinenzformen ist auch die Belastungsinkontinenz häufig heilbar. Dafür bedarf es allerdings einer angepassten Therapie, die die individuellen Auslöser und Symptome der/des Betroffenen berücksichtigt. Gerade bei einer Belastungsinkontinenz des Schweregrades 1 stehen die Chancen auf eine Heilung der Blasenschwäche sehr gut.
Eine pauschale Antwort auf die Dauer einer Belastungsinkontinenz nach einer Geburt gibt es nicht. Wie schnell sich eine vollständige Erholung des Beckenbodens einstellt, ist von Frau zu Frau unterschiedlich. Das hängt zum Beispiel davon ab, wie stark der Beckenboden während der Geburt geschwächt wurde und wie intensiv der Beckenboden nach der Geburt trainiert und gestärkt wird. Auch die Rückbildung ist entscheidend und wird zu häufig vernachlässigt. Bei regelmäßigem Training benötigt der Beckenboden ungefähr drei bis sechs Monate zur Kräftigung.