Blasensenkung

Ein Gynäkologe verrät alles über Ursachen, Symptome und Behandlung einer Zystozele

 

Viele Frauen und Männer unterschiedlichen Alters haben mit Blasenschwäche zu kämpfen – aus den verschiedensten Gründen. Gerade bei Frauen sind vermehrter Harndrang und ungewollter Urinverlust häufig die Folge einer Blasensenkung. Gemeinsam mit unserem Vivoy Experten für Gynäkologie, Dr. Christian Baumgärtner, erklären wir Dir in diesem Artikel, wie es zur sogenannten Zystozele kommt, welche Symptome auf eine Blasensenkung hinweisen und wie sie je nach Beschwerdebild und Ausmaß behandelt werden kann.

 

  • Katharina
  • 4 min

Unser Experte für Gynäkologie: Dr. Christian Baumgärtner

 

Dr. Christian Baumgärtner ist niedergelassener Gynäkologe in Aschaffenburg. Dort betreut und berät er Frauen aller Altersgruppen bei gynäkologischen Anliegen. Häufig begegnet ihm dabei auch das Thema Blasenschwäche, denn es gibt viele Gründe, weshalb Frauen mit ungewolltem Urinverlust kämpfen: Schwangerschaften, vaginale Geburten und die Wechseljahre sind nur einige von ihnen.

Über eine Ursache für die Blasenschwäche möchte er in diesem Artikel gemeinsam mit Vivoy aufklären: die Blasensenkung.

Was passiert bei einer Blasensenkung?

Der Beckenboden übernimmt im Körper eine besonders wertvolle Aufgabe: Er stützt unsere Organe. Bei Frauen werden Blase, Enddarm, Gebärmutter, Eierstöcke und Vagina durch die Muskeln und das Bindegewebe im Beckenboden an Ort und Stelle gehalten. Der männliche Beckenboden stützt hingegen nur die Blase und die Prostata.

Zu einer Blasensenkung kommt es, wenn der Beckenboden seiner eigentlichen Aufgabe nicht mehr nachkommen kann – weil das Bindegewebe schwächer wird und die Beckenbodenmuskulatur erschlafft. Was dann passiert, beschreibt der Begriff „Blasensenkung“ eigentlich schon ganz gut: Die Blase verlässt ihren ursprünglichen Platz im Becken und rutscht tiefer in Richtung Beckenboden. Dort kann sie je nach Grad der Senkung zu Blasenschwäche führen, etwa weil die Harnröhre abgeklemmt wird oder der Druck auf die Blase durch andere Organe höher wird.

Illustration zeigt, wo die Harnblase im gesunden Zustand im Becken sitzt und wie sie sich bei einer Blasensenkung verändert.

Unterscheidung der Senkungsgrade

  • Grad I: Leichte Senkung der Organe

  • Grad II: Senkung der Organe bis zum Ansatz des Hymens (elastische Schleimhaut, die die Scheide teilweise verschließt)

  • Grad III: Senkung der Organe über den Ansatz des Hymens hinaus

  • Grad IV: Vorfall der Organe bis vor die Schamlippen

Welche Symptome treten bei einer Blasensenkung auf?

Eine verlässliche Aussage über die Symptome einer Blasensenkung können Medizinerinnen/Mediziner nicht treffen, denn sie äußert sich je nach Alter und körperlichem Zustand der Patientin sowie Grad der Blasensenkung unterschiedlich. Eine Blasensenkung kannst Du eventuell sogar selbst ertasten. „Hier beschreiben Frauen zumeist eine Blase, die sich weich an den Schamlippen vorbeidrückt“, erklärt Gynäkologe Dr. Christian Baumgärtner. Dass sich Deine Blase tiefer in den Beckenboden gesenkt haben könnte, merkst Du zum Beispiel an folgenden Beschwerden:

  • Allgemeines Fremdkörper- und Druckgefühl

  • Vermehrter Harndrang oder aber erschwertes Wasserlassen

  • Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, bedingt durch die Trockenheit der Scheide ausgelöst durch Östrogenmangel nach der Menopause

  • Häufige Blasenentzündungen

 

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Welche Ursachen und Risiken gibt es für eine Zystozele?

Blasensenkungen bei Frauen können zwar unterschiedliche Auslöser haben, die Ursache aber ist immer dieselbe: Das Bindegewebe und die Muskulatur im Beckenboden sind nicht mehr fest genug. Sie können die Organe deshalb nicht an ihrem vorbestimmten Platz im Becken halten. Hier siehst Du, welche Faktoren eine Zystozele am wahrscheinlichsten machen:

Bindegewebsschwächen, die schon von Geburt an bestehen, haben zur Folge, dass auch schon junge Menschen mit einer Blasensenkung kämpfen. Der Beckenboden kann das Organ – und mitunter auch andere Organe – nicht ausreichend stützen.

Schon während einer Schwangerschaft wird der weibliche Beckenboden immens gedehnt. Die Dehnung, die die Beckenbodenmuskulatur im Zuge einer vaginalen Geburt erfährt, strapaziert sie noch zusätzlich. Das kann den Beckenboden im Nachhinein erschlaffen lassen.

In den Wechseljahren kommt es bei Frauen zu hormonellen Veränderungen, die sich ebenfalls auf das Bindegewebe und die Muskulatur im Becken auswirken können und eine Blasensenkung wahrscheinlicher machen.

Hat der Körper und somit auch das Becken mehr Gewicht zu tragen, kann das zu einer Instabilität des Beckenbodens führen. Die Folge kann eine Blasensenkung sein.

Als Risikofaktoren für eine Blasensenkung sehen Medizinerinnen/Mediziner auch schweres Heben und Tragen, chronischen Husten und Verdauungsprobleme – vor allem Verstopfung. Insbesondere Aktivitäten, bei denen Du Deinen Beckenboden durch Drücken oder ruckartiges Zusammenziehen der Muskeln strapazierst, können eine Senkung der Harnblase begünstigen.

Wie verläuft die Diagnose eines Blasenvorfalls?

Hat sich Deine Blase bereits tief in Richtung des Beckenbodens verlagert, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Du schon Beschwerden hast. In diesem Fall werden die ersten Symptome vermutlich der Grund für Deinen Besuch in der Gynäkologie oder Urologie sein. Häufig werden Blasensenkungen aber erst bei gynäkologischen Routineuntersuchungen entdeckt – etwa durch eine Untersuchung der Scheide oder durch Abtasten des Beckens. Aber wie kannst Du Dir die Diagnose einer Blasensenkung eigentlich vorstellen?

In einem ersten Schritt wird Deine Ärztin/Dein Arzt ein ausführliches Anamnesegespräch mit Dir führen. Deiner eigenen Gesundheit zuliebe empfehlen wir Dir, all Deine Beschwerden zu schildern – angefangen von Unterleibsschmerzen über Schmerzen beim Geschlechtsverkehr bis hin zu Inkontinenz. Das hilft der Fachärztin/dem Facharzt dabei, die Auswirkungen der Blasensenkung auf Deinen Alltag besser einschätzen zu können.

Gerade bei der Anamnese ist es sehr wichtig, Inkontinenzbeschwerden abzufragen. Gemeint ist hier im Speziellen in welcher Situation, wie häufig und wie ausgeprägt sich die Blasenschwäche äußert. Dabei können nämlich im Wesentlichen auch die Form und der Grad der Inkontinenz abgeschätzt werden.

– Dr. Christian Baumgärtner, Gynäkologe

Im weiteren Verlauf des Arztbesuches wirst Du vaginal untersucht. Die Inspektion Deines Genitals, das Abtasten der innenliegenden Organe und eine vaginale Ultraschalluntersuchung sind dabei unabdingbar. In den meisten Fällen geben schon diese Untersuchungen Aufschluss über den Schweregrad einer Blasensenkung.

Um das Ausmaß der Blasenschwäche beurteilen zu können, wird in der Medizin ein sogenannter Husten-Stresstest eingesetzt, der auf eine Belastungsinkontinenz hindeuten kann. Dieser zeigt, ob und wie viel Urin Du verlierst, wenn Du kräftig hustest. Eine Restharnbestimmung kann zudem Aufschluss darüber geben, ob Deine Harnblase sich vollständig entleert.

 

Interessant ist, dass klinische Beschwerden nicht immer mit dem Ausmaß des Beckenbodendefekts korrelieren. So können Frauen bei einem kompletten Prolaps (Absenkung) der Blase rein über das Fremdkörpergefühl klagen, aber keine Inkontinenzbeschwerden haben.

– Dr. Christian Baumgärtner, Gynäkologe

Wie wird eine Blasensenkung behandelt?

Eine Blasensenkung wird nicht anhand ihres Schweregrades, sondern anhand der auftretenden Beschwerden behandelt. Wenn Du trotz tief liegender Blase im Becken nur wenige Symptome spürst, die Dich im Alltag nicht beeinträchtigen, wird keine Operation notwendig sein. Im Umkehrschluss kann eine Operation schon in Erwägung gezogen werden, wenn sich Deine Harnblase nur leicht gesenkt hat, Du aber mit ausgeprägten Beschwerden kämpfst. Zur Behandlung der Zystozele kommen folgende Therapien infrage:

Beckenbodentraining erzielt bei Blasensenkung gute Ergebnisse. Durch die Übungen, die das Bindegewebe und die Muskulatur im Beckenboden stärken, gewinnt das Becken wieder an Stabilität und kann die Organe besser halten.

Therapeutische Pessare, also Hilfsmittel bei Senkungsbeschwerden, werden zur Stützung der Organe ins hintere Scheidengewölbe eingelegt und anschließend nach vorne geschoben. Sie behandeln allerdings nicht die Ursache einer Zystozele, sondern unterstützen dabei, die Blase und andere Organe an ihrer ursprünglichen Position zu halten.

 

Die fraktionierte vaginale Lasertherapie zur Stärkung der Elastizität und Straffung des Beckenbodens wird mittlerweile in den Leitlinien als hilfreiche konservative, eben nicht operative Therapie empfohlen und von der Urologie und Gynäkologie angeboten. Indikation dafür ist die leichte bis mittelgradige Stressinkontinenz – auch in Verbindung mit einer leichten Senkung der Gebärmutter und/oder Blase.

 

Operationen können starke Beschwerden als Folge der Blasensenkung lindern. Dabei stehen das Anheben und Stabilisieren der Organe im Becken im Vordergrund. Wie lange Du nach einer Blasensenkungsoperation im Krankenhaus bleiben musst, hängt vom Umfang der Operation ab. Nach wenigen Tagen solltest Du aber entlassen werden. Hat sich aufgrund der Zystozele eine Inkontinenz eingestellt, wird in einer Operation zunächst nur die Senkung behandelt. Treten die Probleme beim Wasserlassen nach Erholung von der Operation weiterhin auf, kann noch ein zweiter Inkontinenzeingriff erwogen werden.

Wenn sich Deine Blase plötzlich verändert, fühlst Du Dich vermutlich in Deinem täglichen Leben eingeschränkt. Damit trotz Inkontinenz weiterhin Du entscheidest, nicht Deine Blase, haben wir unsere verlässlichen Blasenschwäche-Produkte entwickelt. Bei den Vivoy Einlagen und Pants für Frauen kannst Du auf eine diskrete Passform zählen, die Dir unauffälligen Schutz bietet. Du verlierst als Folge Deiner Blasensenkung nur wenige Tropfen Urin? Dann kann Dich unsere waschbare absorbierende Unterwäsche dabei unterstützen, Deinen Alltag wieder unbeschwert zu gestalten.

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So kannst Du einer Zystozele vorbeugen

Damit die Risikofaktoren für eine Blasensenkung nicht die Überhand gewinnen, kannst Du ein paar Tipps in Deinen Alltag einbauen. Ganz egal, ob schon in jungen Jahren oder in fortgeschrittenem Alter: Dein Körper und vor allem Deine Blase werden es Dir danken. Damit Dein Beckenboden stark bleibt, empfehlen wir Dir tägliches Beckenbodentraining. Das geht schon ohne großen Aufwand und kostet Dich pro Tag nur wenige Minuten. Außerdem tragen eine gesunde Lebensweise mit ausgewogener Ernährung und sportlicher Betätigung dazu bei, ein normales Körpergewicht zu halten. Und das wiederum wirkt sich positiv auf Deine Beckenbodenmuskulatur und Blasengesundheit aus.

Häufig gestellte Fragen

 

Für die Behandlung einer Blasensenkung kommen sowohl Fachleute der Urologie als auch der Gynäkologie infrage. Da die Blasensenkung eine Erkrankung des Harntraktes ist, wissen Urologinnen/Urologen um die richtige Therapie der Zystozele. Frauen können jedoch auch ihre Gynäkologin/ihren Gynäkologen aufsuchen, um eine eventuelle Senkung der Gebärmutter auszuschließen und weitere gynäkologische Erkrankungen abzugrenzen.

Eine Operation zur Behebung einer Blasensenkung ist nur dann notwendig, wenn die Patientin tatsächlich über Beschwerden klagt. Blasensenkungen des ersten oder zweiten Grades werden nur selten operativ behandelt. Anders sieht es bei Blasensenkungen des dritten oder vierten Grades aus, bei denen sich die Blase bereits über den Ansatz des Hymens hinaus beziehungsweise bis vor die Schamlippen gesenkt hat. Grund dafür ist, dass bei diesen Graden der Zystozele häufiger Beschwerden auftreten, die durch eine Operation gelindert oder sogar beendet werden können.

Eine Blasensenkung, die nur mit wenigen Beschwerden einhergeht, kann durch gezieltes Beckenbodentraining und den Einsatz von Silikonstützen (Pessaren) in ihrem Beschwerdebild abgeschwächt werden. Bei Beschwerden, die aufgrund einer vollständigen Senkung der Blase bis vor die Schamlippen bestehen, ziehen Medizinerinnen/Mediziner je nach Beschwerdebild und gesundheitlichem Zustand der Patientin eine Operation in Betracht.

Eine Blasensenkung kann sich in folgenden Symptomen zeigen:

  • Schmerzen und Druckgefühl im Unterbauch

  • Blasenschwäche, beispielsweise vermehrter Harndrang oder erschwertes Wasserlassen

  • Schmerzen beim Geschlechtsverkehr

  • Harnwegsinfektionen und Blasenentzündungen